Automatisiertes Fahren: Überzeugungsarbeit muss her

Automatisiertes Fahren

Während die Nutzfahrzeugindustrie das hoch automatisierte Fahren vorantreibt, bleibt die Transport- und Logistikbranche skeptisch. Das beginnt sogar schon beim Einsatz von Software.

Auf der IAA Nutzfahrzeuge haben die Hersteller gezeigt, was in Zukunft möglich sein könnte. Hoch automatisierte Lkw könnten schon in den kommenden zehn Jahren über Deutschlands Autobahnen rollen. Dieser Trend ist bei den Transportunternehmen und Speditionen zwar angekommen, sie stehen ihm teilweise aber recht skeptisch gegenüber. Das zeigt die Mobilitätsstudie 2016 „Der vernetzte Truck“ von Continental. Der Zulieferer hat in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Infas Führungskräfte, Fahrer und Experten aus der Branche befragt. Herausgekommen ist dabei ein umfassendes Bild über die Einschätzungen der Rahmenbedingungen und die Ansprüche an kommende Fahrzeuge und Systeme zur Digitalisierung.

Erstaunlich dabei ist, dass nur jeder vierte Logistiker automatisiertes Fahren für besonders wichtig hält. Noch geringer ist die Begeisterung bei den Fahrern. Hier sind es lediglich neun Prozent, die den Wunsch nach automatisiertem Fahren äußerten und nur 15 Prozent glauben, dass es für ihren Berufsalltag einen Mehrwert darstellen würde. Ein ähnliches Bild gibt es beim Platooning. Das schätzen 41 Prozent der Befragten als völlig unwichtig für die Branche ein. Ein ernüchterndes Ergebnis für all diejenigen, die das Platooning in absehbarer Zeit kommen sehen. Die Kritiker hingegen bemängeln, dass es bisher keine Rechtsstruktur dafür gäbe. Das sei der größte Kritikpunkt neben einer nicht vorhandenen Infrastruktur. Die Technik hingegen sei nicht das Problem.

Unternehmer als auch Fahrer sind jedoch nicht rückwärtsgewandt oder innovationsfeindlich. In der stark umkämpften Branche, in der selbst große Unternehmen nur über geringe Marktanteile verfügen, zählt besonders der Nutzen bei Fahrzeugen und Anwendungen bei einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. Die Logistikunternehmen legen viel Wert darauf, dass sich Anschaffungen innerhalb von ein bis zwei Jahren amortisieren. Daher sind es oft eher die kleinen evolutionären Schritte, die die Betriebe gehen.

Dabei sind sie mit der heutigen Fahrzeuggeneration ganz zufrieden. Zweidrittel der Logistikunternehmen halten ihre Lkw für zuverlässig und noch 64 Prozent sind mit dem Service und der Wartung zufrieden. Als nächste Schritte planen viele Transport- und Logistikunternehmen den Kohlendioxid-Austausch weiter zu verringern und schauen auch genau auf den Markt der Elektrofahrzeuge. Denn 82 Prozent der befragten Unternehmen befürchten, dass die Umweltauflagen noch strenger werden. Auf der Wunschliste der Logistiker stehen dementsprechend mit 66 Prozent kraftstoffsparende Technologien und Fahrerassistenzfunktionen ganz oben. Reifendrucküberwachungssysteme hätte gern fast die Hälfte der Logistiker. Damit ließen sich nicht nur die Umweltauflagen erfüllen, auch hoffen die Unternehmen die Betriebskosten damit zu senken. Auf diesem Weg lässt sich dann vielleicht auch die Skepsis gegenüber dem hoch automatisierten Fahren weiter schwächen, denn Assistenzsysteme gehören zu einem großen Teil dazu.

Ralf Johanning

Ralf Johanning ist studierter Politikwissenschaftler und freier Journalist. Seit über zehn Jahren berichtet er über die Transport- und Logistikbranche. Zu den Schwerpunkten gehören Themen wie Telematik, Software und ITK. Der ausgebildete Redakteur, Ressortleiter und Pressereferent hat im Jahr 2006 mit seiner Partnerin Ann-Christin Wimber das Redaktionsbüro Alte Schule gegründet.

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