Digitaltag müsste wachrütteln

Die Digitalisierung ist bereits seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema. Zu einem großen Teil ist es zumindest in der Transport- und Logistikbranche angekommen. Doch auch hier besteht weiterhin eine gewisse Zurückhaltung. Ein bundesweiter Digitaltag könnte eine Initialzündung sein.

Am 19. Juni ist es soweit: Der erste Digitaltag startet. Auf der Website www.digitaltag.eu finden die Bürger alle Details. Mit über 1000 Aktionen möchte der Bund das Thema seinen Bürgern so näher bringen. Ob es an nur einem Tag gelingt, bleibt fraglich. Zumindest könnte es viele Bürger wachrütteln. Denn noch immer wird die Digitalisierung nach einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom von einem Viertel der Bevölkerung als Gefahr betrachtet. Selbst die 16- bis 29-Jährigen würden sich bei der eigenen Einschätzung ihrer Digitalkompetenz nur eine Schulnote von 2,7 geben. Der Durchschnitt aller Deutschen liegt bei 3,3. Das führt wiederum in vielen Branchen dazu, dass geschulte und kompetente Mitarbeiter fehlen.

Quelle: Digitalisierung findet mehr Zuspruch

Komplizierte Anwendungen

Woran das liegen könnte, zeigt eine weitere Auswertung der Umfrage, in der danach gefragt wird, welche Faktoren und Themen eine Hürde bei der Nutzung digitaler Technologien darstellen. Dabei nennen fast zwei Drittel (65 Prozent) eine mangelnde Nutzerfreundlichkeit und weitere 58 Prozent empfinden die Bedienungsanleitungen als zu kompliziert. Gleichzeitig geben über die Hälfte der Befragten an, dass sie keine Unterstützung bei Fragen und Problemen erhalten und immer noch 39 Prozent haben keine Vorstellung über Vorteile. Das alles sind Dinge, die sich von Seiten der Anbieter abstellen lassen. Es muss auch ein Wille vorhanden sein.

Fehlendes Know-how

Eine weitere Ebene ist das allgemeine Interesse an digitalen Abläufen. So geben 41 Prozent, dass ihnen das notwendige Technikverständnis fehlt und 34 Prozent sagen, dass sie kein Interesse an digitalen Technologien haben. Hier müsste das Bildungssystem greifen. Denn solange Kinder und Jugendliche nur wenig oder gar keine Medienkompetenz entwickeln und dabei angeleitet werden, wird es weiterhin schwer sein, digitale Hemmnisse abzubauen.

Es ist jedoch für eine Digitalisierung der verschiedenen Wirtschaftszweige unbedingt notwendig, dass bereits Schüler an die Digitalisierung herangeführt werden. Es fehlt sonst weiterhin spätestens mit dem Start in den Beruf die notwendige Basis. Das gilt auch für alle Berufe in der Transport- und Logistikwirtschaft. Auch Lkw-Fahrer oder Lageristen arbeiten intensiv mit digitalen Endgeräten. Da ist eine entsprechende Kompetenz unbedingt erforderlich.

Ein Digitaltag kann daher vielleicht wachrütteln und Interesse wecken. Um die nötige Basis zu schaffen, bedarf es jedoch grundlegender Maßnahmen im Bildungssystem.

Ralf Johanning

Ralf Johanning ist studierter Politikwissenschaftler und freier Journalist. Seit über zehn Jahren berichtet er über die Transport- und Logistikbranche. Zu den Schwerpunkten gehören Themen wie Telematik, Software und ITK. Der ausgebildete Redakteur, Ressortleiter und Pressereferent hat im Jahr 2006 mit seiner Partnerin Ann-Christin Wimber das Redaktionsbüro Alte Schule gegründet.

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