Im Frühjahr verabschiedeten Europäische Kommission und das Europäische Parlament eine Verordnung, die einen WLAN-Standard beim autonomen Fahren favorisierte. Der Europäische Rat hingegen kippte die Verordnung.
Die dritte Instanz war dann doch eine zu viel. Der Europäische Rat lehnte die delegierte Verordnung zur Ergänzung der Richtlinie 2010/40/EU ab. Über den Grund dafür kann viel spekuliert werden. Der wahrscheinlichste ist jedoch, dass bei der Kommunikationstechnik für das autonome Fahren der neue Mobilfunkstandard 5G nicht genügend Berücksichtigung fand. Die Verordnung plante die Einführung des WLAN-Standards 802.11p – auch ITS-G5 genannt, für die schnelle, sicherheitskritische Übertragung von Verkehrsinformationen von Fahrzeug zu Fahrzeug V2V und Fahrzeug zu Infrastruktur V2X. Darüber hinaus sollten die älteren Mobilfunkstandards 3G und 4G für die Übermittlung nicht ganz so dringlicher Informationen sorgen. Immer mehr Auto- und Telekommunikationskonzerne machten jedoch dagegen Stimmung.
5G-Vereinigung gegründet
Um die fünfte Generation des Mobilfunkstandards zu pushen, hatten Automobilhersteller, Zulieferer und Telekommunikationsfirmen die 5G Automotive Association (5GAA) im Jahr 2016 gegründet. Zu den Gründern gehören Audi, BMW, Daimler, Ericsson, Huawei, Intel, Nokia und Qualcomm. Heute sind es über 110 Mitglieder, die das Ziel unterstützen, End-to-End-Lösungen für zukünftige Mobilitäts- und Transport-Services zu entwickeln – und das nicht nur auf europäischer Ebene. Besonders in China wird der 5G-Standard für den autonom fahrenden Verkehr favorisiert.
Es genügte den Akteuren nicht, dass in der Verordnung explizit festgehalten wurde, dass „eine Überprüfungsklausel die Integration mehrerer bereits vorhandener Technologien wie LTE-V2X (eine mobilfunkbasierte Nahbereichskommunikationstechnologie) und 5G (eine Reihe von Technologien für Mobilfunknetze der nächsten Generation) erleichtern“ sollte. Zudem sollte die Kommission mögliche Änderungen dieser delegierten Verordnung mit einer Expertengruppe auf offene und transparente Weise erörtern und sie regelmäßig über die Fortschritte und die möglichen nächsten Schritte unterrichten.
ITS-G5 könnte starten
Doch noch ist 5G nicht soweit. Zwar hat die Bundesnetzagentur im Juni die Auktion für die ersten 5G-Frequenzen beendet, doch bis ein alltagstaugliches Netz aufgebaut ist, wird es noch ein paar Jahre dauern. Der WLAN-Standard 802.11p ist hingegen sofort verfügbar. Mit ihm könnten die Autohersteller loslegen und die notwendige Kommunikationstechnik für autonom fahrende Autos einbauen. Das wollten die europäischen Institutionen beschleunigen und Rechtssicherheit schaffen. Das wird jetzt noch verschoben, bis eine andere Lösung gefunden ist.
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