In Bordeaux sind 20 Lkw-Fahrer entspannter unterwegs. Sie wissen schon vorab, wann die nächste Ampel grün wird und können entsprechend reagieren. Möglich macht das ein Telematiksystem, das im Pilotprojekt Compass4D entwickelt wurde. Es arbeitet mit Echtzeitdaten.
Mit Echtzeitdaten planen zu können, das ist der Traum vieler Transportunternehmer. Könnten doch dann Ankunftszeiten besser kalkuliert werden und die weitere Disposition der Fahrzeuge würde viel mehr auf weiteren Fakten beruhen. Ein großer Unsicherheitsfaktor würde weiter schwinden. Denn bisher lässt sich die voraussichtliche Ankunftszeit zum Großteil nur auf bisherigen Erfahrungen berechnen. Mit den Echtzeit-Informationen wird das Ergebnis um einiges realistischer.
Grünphasen in Echtzeit
In einigen europäischen Metropolen ist das mit dem europäischen Projekt Compass4D zum Teil Realität geworden. So zum Beispiel in Bordeaux. Hier testen gleich mehrere Transportunternehmen ein Telematiksystem, das über die beiden Verkehrsmanagementzentralen Gertrude und Alienor mit Informationen versorgt wird. Davon profitieren gleich mehrere Logistikdienstleister wie LaPoste, Geodis oder der Kühltransportspezialist STEF. Das letztgenannte Unternehmen rüstete drei Volvo mit einer Lösung aus, die einen direkten Draht zu den Verkehrszentralen der Stadt hat. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen profitieren die Disponenten davon. Sie erfahren sofort, wenn sich eines der Fahrzeuge im Stau befindet oder droht hinein zu geraten. Zum anderen sind es die Fahrer, die entspannter fahren können, denn im System ist auch die Ampelschaltung hinterlegt. Nähert sich der Lkw der nächsten Ampel, erhält der Fahrer im Voraus Auskunft, wie lange es bis zur nächsten Grünschaltung noch dauert. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass das Transportunternehmen ökologischer unterwegs ist. Wenn der Fahrer rechtzeitig weiß, wann die nächste Grünphase kommt, kann er rechtzeitig vom Gas gehen.
Vom Projekt zur Realität
Noch befindet sich das Projekt in der Testphase. Doch diese läuft im November aus. Das System soll jedoch auch ohne finanzielle Hilfe aus Brüssel weiterlaufen. Für Telematik-Anbieter eröffnet sich hier vielleicht ein Geschäftmodell. Denn werden diese Informationen von den Verkehrszentralen erhoben und angeboten, lassen sich diese auch in andere Systeme integrieren. „Wir geben uns ein Jahr Zeit, um das System im Markt zu etablieren“, sagte Giacomo Somma, Koordinator beim Pilotprojekt Compass4D. Bleibt die Frage offen, wie teuer solch ein Service sein wird. Das konnte der Koordinator noch nicht genau beantworten. Für die Unternehmen in Bordeaux soll es sich lohnen, denn sie wollen dabei bleiben.
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