Recht unbeachtet von der Öffentlichkeit verabschiedete die Europäische Kommission neue Vorschriften für die Einführung kooperativer Verkehrssysteme (C-ITS). Darin enthalten sind auch Empfehlungen für einen WLAN-Standard zum autonomen Fahren.
Wer die Diskussionen und Rahmenbedingungen um das autonome Fahren verfolgt hat, ist in der Vergangenheit immer auch auf den neuen Mobilfunkstandard 5G gestoßen. Er wird von vielen als die Kommunikationstechnik der Zukunft betrachtet. Schnelle Latenzzeiten bis zu unter einer Millisekunde, die Übertragung großer Datenmengen und die Möglichkeit mehrere Anwendungen über die gleiche Frequenz zu bedienen, machen die Technik attraktiv für das autonome Fahren. Gleichzeitig wurde jedoch in den vergangenen Jahren auch ein WLAN-Standard 802.11p unter dem Begriff C-ITS G5 ausschließlich für das autonome Fahren entwickelt und ist einsatzbereit.
Diesem WLAN-Standard hat die Europäische Kommission in dem am 13. März 2019 veröffentlichten Rechtsakt bis auf weiteres den Vorrang eingeräumt. Die zuständige Kommissarin Violeta Bulc erklärte dazu: „Dieser Beschluss gibt unter anderem den Fahrzeugherstellern und Straßenbetreibern die lang erwartete Rechtssicherheit, die für den Beginn der Einführung von C-ITS-Diensten in ganz Europa erforderlich ist.“ Gleichzeitig erwähnte sie aber auch, dass der Beschluss offen in Bezug auf neue Technologien und Marktentwicklungen sei. Darunter könnte dann auch 5G fallen, wenn es denn soweit einsatzfähig ist.
Doch bis dahin könnte es noch dauern. Denn bisher werden ja nur Frequenzen im Bereich 2 GHz und 3,4 bis 3,7 GHz versteigert. Sollte 5G aber für das autonome Fahren eingesetzt werden, so müsste es auf einer Frequenz von 5,9 GHz passieren, so wie jetzt der WLAN-Standard auch.
Kurz nach der Veröffentlichung gab es auch gleich Kritik. Der Verband der Mobilfunkanbieter (GSMA) sieht in der Entscheidung das Risiko, 5G das Wasser abzugraben und fordert die anderen Institutionen auf, die Verordnung abzulehnen.
Grundsätzlich kann sich das aber wohl niemand mehr vorstellen. Den Fahrzeugherstellern waren die Bestrebungen durchaus bewusst. Das zeigt ein Positionspapier der schwedischen Industrie zum autonomem Fahren, das auch Scania unterschrieb. Hierin plädierten die Unternehmen bereits vor über einem Jahr bei der Kommunikation unter anderem für die WLAN-Verbindung. Und auch der Verband der europäischen Fahrzeughersteller sprach sich im Positionspapier „Frequenzbänder für V2X“ vom November 2018 bei der Kommunikation zwischen Fahrzeuge (V2V) bis auf weiteres für die WLAN-Verbindungen im Bereich von 5,9 GHz aus, weil damit direkt gestartet werden kann.
Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass die Fahrzeughersteller 5G keine Chance mehr einräumen. Im Gegenteil: So bestätigt Daimler, dass weiterhin die neue Mobilfunktechnik im Spiel ist: „5G spielt eine entscheidende Rolle bei der Car-to-X-Kommunikation, da sie den Austausch von Nachrichten zwischen Autos und Straßeninfrastruktur ermöglicht. Damit ist es dem Fahrzeug möglich, Gefahrensituationen wie Glatteis auf Brücken oder ein Stauende hinter einer Kuppe früher und damit rechtzeitig zu erkennen.“